Bis vor kurzen war für mich Spaichingen  die einzige Stadt in direkter Nähe wo unter Hitler diese schlimmen Verbrechen begangen wurden. Nachdem ich aber mehr über die damalige Zeit in unserer Region recherchiert hatte, stieß ich letztendlich auf die Gedenkstätte Eckerwald und das Unternehmen „Wüste“ bei Schörzingen.

Wichtig: Ich möchte mit diesem Artikel keinesfalls die damaligen Verbrechen herunterspielen, wir alle wissen, dass das alles sehr menschenunwürdig war und natürlich sollte es auch nie vergessen werden. In diesem Artikel soll es mehr um die Hinterlassenschaften aus dieser Zeit gehen. Vielleicht besucht ihr diesen Ort selbst und haltet dann auch so wie ich einen Moment Inne.

Die Informationen die ich habe sind sehr umfangreich und deshalb werde ich entsprechend ausholen. Am Ende des Beitrages gibt es natürlich wieder die Weblinks zu meinen Quellen.

Der Ursprung

Aufgrund der andauernden Rohstoffknappheit während dem Zweiten Weltkrieg war die deutsche Wehrmacht gezwungen neue Ölquellen zu erschließen. Die bereits von der Wehrmacht eroberten Ölquellen in der Sowjetunion und Rumänien mussten durch den Vormarsch der roten Armee aufgegeben werden. Ab 1944 begann die große alliierte Luftoffensive mit u. a. dem Ziel die Deutschen Benzin- und Ölreserven stark zu dezimieren. Aufgrund dieser (erfolgreichen)  Bombenangriffe konnten immer weniger motorisierte Truppen ihre Einsatzziele durchführen und waren fast nichtmehr Einsatzfähig. Auch die teilweise Umrüstung der Fahrzeuge auf den Holzvergaser brachte keine zufriedenstellende Wirkung. Aufgrund ihres schlechten Wirkungsgrades eigneten sich die Holzvergaser allenfalls für LKW + PKW, nicht aber für Panzer und andere schwere Kriegsgeräte. Eine Entspannung der Situation erhoffte man sich mit dem schon damals bekannten Verfahren aus Lias-Ölschiefer Öl zu gewinnen. Dieses Öl konnte in fast allen Dieselmotoren ohne Einschränkungen verwendet werden. Das Verfahren war allerdings sehr teuer und ineffizient.

Aufgrund der geringen Treibstoffreserven beschloss das Naziregime, die reichhaltigen Lias-Schiefervorkommen am Rande der Schwäbischen Alb abzubauen. Das Schiefergebiet erstreckt sich dicht unter der Oberfläche auf einer Länge von fast 150km. (Sein Abbau und seine Nutzung  haben im Bereich der Westalb eine lange Geschichte). Zwischen 1942 und 1943 wurden 3 Versuchsanlagen mit verschiedenen Gewinnungsverfahren errichtet. In dieser Zeit entstanden das KZ Schörzingen sowie KZ Schömberg (beide gehörten zum KZ Natzweiler). Das KZ Schömberg, auch „Bahnhofs-KZ“ genannt, weil es in der Nähe des Bahnhofs gegenüber einer Versuchsanlage errichtet wurde, war das erste der sieben Wüste-Lager.

Das Unternehmen „Wüste“

Trotz der eher jämmerlichen Ergebnisse der bis dato durchgeführten Versuche zur Gewinnung des Öls, ordnete Albert Speer, Reichsminister f. Rüstung und Kriegsproduktion im Juli 1944  die Nutzung des Ölschiefervorkommens am Rande der Schwäbischen Alb an. Innerhalb kürzester Zeit wurden unter dem Decknahmen „Wüste“ zehn Ölschieferwerke erbaut. Auf einer Fläche von 110 Quadratkilometern sollten ausschließlich KZ-Häftlinge den Ölschiefer gewinnen. Aus diesem Grund lies die SS entlang der Bahnlinie Tübingen-Aulendorf sowie Balingen-Rottweil insgesamt 7 KZ-Außenlager errichten.  Diese Lager stellten ca 10.000 Gefangene zur Verfügung, die als Arbeiter in den Ölschieferwerken ausgebeutet  wurden und ebenfalls die benötigte Infrastruktur aufbauen mussten. Aufgrund der menschenverachtenden Ausbeutung kamen fast 3500 Häftlinge um.

Die von 1944-45 in einer festen Bauzeit von 2-4 Monaten errichteten Ölgewinnungswerke waren:

  • Werk 1: Dußlingen-Nehren
  • Werk 2: Bisingen
  • Werk 3: Engstlatt
  • Werk 4: Erzingen
  • Werk 5-8: Dormetingen
  • Werk 9: Schömberg
  • Werk 10: Zepfenhan (Schörzingen)

Sehr schnell stellte man fest, dass das Unternehmen „Wüste“ nicht die gewünschten Erfolge oder gar die Kriegswende brachte. Lediglich in 4 Standorten konnte die Produktion des Öls anlaufen, sicher ist jedoch das der kriegswirtschaftliche Nutzen sehr gering war. Für eine Tonne Mineralöl benötigte man 35 Tonnen Ölschiefer. Das gewonnene Öl war allerdings so minderwertig das es nur in speziellen Motoren verbrannt werden konnte. :-/

Heute sieht man nicht mehr viel von den Anlagen, aber die Gedenkstätte im Eckerwald informiert ihre Besucher über die damalige Zeit.


Wikipedia: Unternehmen Wüste

Wikipedia: Gedenkstätte Eckerwald

 

 

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