(M)ein Makrogeheimtipp

Ein Beitrag über meinen Weg zur Makrofotografie und das für mich passende Setup.

Meine Auswahl an Objektiven

Schon von Anfang an reizte mich die Anschaffung eines Makro-Objektivs, denn dieses ist zwingend notwendig um in diesem Bereich ernsthaft Bilder machen zu wollen. Wirklich, Nahlinsen, Achromaten usw. kann man m.M.n. vergessen, sie vermitteln lediglich den Eindruck was in der Makrofotografie von statten geht, aber die bestmögliche Bildqualität erreicht man eben nur mit richtigen Objektiven! – Das musste auch ich erfahren. Dieser Bericht soll ganz subjektiv meinen Weg der Makrofotografie beschreiben und vielleicht hilft es auch dem einen oder anderen der in dieses Thema einsteigen will. Selbstverständlich gibt es auch immer vergleichbare Objektive von den Kameraherstellern selbst, sowie Sigma und teilweise Tokina. Ich für meinen Teil spreche allerdings nur von den Objektiven die ich selbst besitze und natürlich auch verwendet habe. Auf Naturfokussiert.de (Link) findest du ebenfalls Informationen wie man am Besten mit der Makrofotografie anfängt und was du von Anfang an dabei haben solltest. Unter anderem beschreibt Sören dort wie wichtig es ist, sich mit den einzelnen Insekten zu befassen.

Alles begann mit dem Tamron 60mm f2.0 (Link:Die Ersten Schritte mit meinem Tamron….) und meiner ersten DSLR. Für mich ist das Tamron eine super Einstiegslinse (an DX) die auch wunderbar für Portraits eingesetzt werden kann.
 
PS: Dieser Linse trauere ich heute noch hinterher, denn sie ist sehr kompakt und an DX wirklich super scharf!

Nach fast zwei Jahren Blumen & Blüten merkte ich, das die 60mm an DX relativ kurz sind und ich einfach mehr Brennweite benötige. Der Wunsch nach mehr Brennweite wurde (aufgrund des günstigen Preises) durch das Tamron 90mm VC USD dann erfüllt (Link: Ich will mehr….)

Vergleichen wir zuerst die Abbildungsleistung der zwei Kandidaten miteinander. Wie zu erwarten sind beide auf sehr hohem Niveau und auch ohne Einschränkungen zu empfehlen. Hauptunterschied ist eigentlich nur die Bildwirkung (60mm zu 90mm) und der größere Mindestabstand des 90mm (Mindestabstand 90mm = 0.30m und  60mm = 0.23m), was sich selbstverständlich positiv auf Insektenmakros auswirkt.

Wichtig zu wissen: Die Mindesteinstellgrenze ist von Kamera (Sensorebene) bis zum Objekt gerechnet, Hat ein Objektiv eine lange/große Streulichtblende, reduziert das natürlich den realen Arbeitsabstand!

Aufgrund der sehr guten Abbildungsleistung und natürlich auch wegen des Bildstabilisators nutzen auch viele Fotografen das Tamron 90mm als Portraitlinse (DX & FX), mir persönlich war es an DX zu lang, jetzt an FX gefällt es mir um einiges besser 🙂 
Tamron 60mm f2
Tamron 90mm VC USD

 

Nach ein paar Jahren folgte ein Nikon AF-S 40mm 2.8 Mikro sowie ein Nikon AF-S 50mm 1.4 und ich beschloss das Tamron 60mm zu verkaufen. Zu Beginn nutze ich das Nikon 40mm sehr oft wenn es nur um Blüten & Landschaft ging. Die Bilder wirken einfach plastischer und es ist mehr vom Hintergrund zu sehen. Sehr Nachteilig ist allerdings die kleine Naheinstellgrenze von 0.16m. 

 

Sicher, Blumen sind schön, aber es wird auch schnell langweilig und mein Augenmerk zielte immer mehr auf Schmetterlinge und Libellen ab. Für diese Art “Models” ist das 40mm aber nicht wirklich geeignet. Da ich nicht unbedingt noch ein Makroobjektiv kaufen wollte fing ich also an zu experimentieren.

Meine neue Allzweckwaffe –> Automatikzwischenringe  😀Diese Ringe kosten um die 80€ und sind eine nette Spielerei 😉 Seit längerem besitze ich eine absolute Toplinse aus den 80ern: Das Tamron 80-200mm f2.8 Adaptall. (Link=ohne AF scharfe Bilder…..) Obwohl die Naheinstellgrenze ca 1.5m beträgt und der ABM wohl irgendwo bei 1:5 liegt wollte ich dieser Kombi eine Chance geben und mich an  Schmetterlingen versuchen. Die Ernüchterung kam sehr schnell, das Schiebezoom war sehr schwer zu handeln und ich hatte große Probleme den Fokuspunkt zu finden. Hier merkte ich auch wie wichtig ein gutes Stativ ist. – Die Kombi D7100 + Tamron 80-200 + Zwischenringe wog um die 1.7 kg und ist Freihand (zumindestens für mich) kaum ruhig zu halten. Man wackelt nach Rechts / Links / Hoch / Runter / Vor / Zurück, so dass sich mein Ausschuss bei 95% einpendelte.  🙁

Bild mit Tamron 80-200 f2.8
Da ich aber mittlerweile auch mein Tamron 70-300 VC durch ein Tamron 70-200 f2.8 ersetzt hatte, konnte ich die Ringe ebenfalls an dieser Brennweite ausprobieren. Die Naheinstellgrenze (0.95m) und der daraus resultierende Abbildungsmaßstab (Maßstab 1:3.1) sind auch schon ohne Zwischenringe gut um größere Insekten (wie Schmetterlinge) relativ groß abzubilden. Mit Zwischenringen kommt man dann auf einen geschätzten ABM von ca. 1:2.2! Der Pferdefuß an der Sache ist allerdings eine sehr instabile Kombi. Man sieht wie die Kamera und das Objektiv nach Unten hängen.
Tamron 70-200 mit Zwischenringen

 

Tamron 70-200 ohne Zwischenringe

 

Aufgrund dieser Erkenntnis wollte ich noch den Achromaten von Raynox (Modell 150) versuchen. Nach kurzem rumprobieren war schnell klar, dass dieser Aufsatz aufgrund zu viel Abschattung mit dem Tele nicht sinnvoll zu verwenden ist (Filterdurchmesser 77m –> Stepdown 43mm). Wird der Vorsatz jedoch an ein 90mm oder 105mm Makro montiert entstehen so gut wie keine Abschattungen.

Zur Info: Da mit dem Vorsatz weiteres Glas vor den Sensor kommt, kann die Bildqualität logischerweise nicht besser werden. Zusätzlich verstärkt das abblenden die Sichtbarkeit von den Partikeln im Objektiv, was eine Menge EBV verursachen kann. Ohne Raynox sind einzelne Partikel ab f16 sichtbar, mit Raynox schon ab f10.
Mit Raynox + Zwischenringe + 60% gecroppt

 

Babykrabbenspinne (2:1)
Raynox + Zwischenringe

Aus diesem Grund wurde es Zeit sich nach einem Spezialisten der meinen Anforderungen gerecht wird umzuschauen:

  • Brennweite mind. 180mm
  • Hohe Lichtstärke
  • Hervorragende Abbildungsleistung

In meinen Augen gab es dann nur 4 mögliche Kandidaten die Prinzipiell in Frage kommen würden:

  1. Nikon Ai 200mm f4 Micro für ca 400€ (gebraucht)
  2. Nikon AF-D 200mm f4 IF ED Micro für ca 1.500€
  3. Sigma 180mm f2.8 EX DG HSM APO für ca 1.500€
  4. Sigma 180mm f3.5 EX APO für ca 500€ (gebraucht)
  5. Tamron 180mm f3.5 Di LD IF für ca 400€ gebraucht (Neu = ca 800€)

Um die Auswahl etwas einzuschränken habe ich die einzelnen Objektive mal genauer betrachtet:

  1. Nikon Ai 200mm f4 Micro für ca 400€ (gebraucht)
  • Solide verarbeitet
  • Gute Verfügbarkeit
  • Sehr gute Abbildungsleistung
  • Abbildungsmaßstab von 1:2 und somit nicht mehr interessant
  • Leider kein Autofokus
  • Filterdurchmesser 52mm
  • Gebrauchtpreise erscheinen mir etwas hoch…

 

  1. Nikon AF-D 200mm f4 IF ED Micro für ca 1.500€
  • Sehr solide Verarbeitet
  • Gute Verfügbarkeit
  • Sehr gute Abbildungsleistung
  • Abbildungsmaßstab von 1:1
  • Stangenautofokus
  • Filterdurchmesser 62mm

 

  1. Sigma 180mm f2.8 EX DG HSM APO
  • Gut verarbeitet (Kunststoff)
  • Gute Verfügbarkeit
  • Sehr gute Abbildungsleistung
  • Abbildungsmaßstab 1:1
  • Ultraschall Autofokusantrieb
  • Filterdurchmesser 86mm
  • Sehr hohe Lichtstärke

 

  1. Sigma 180mm f3.5 EX APO
  • Gut verarbeitet (Kunststoff)
  • Mäßige Verfügbarkeit
  • Sehr gute Abbildungsleistung
  • Abbildungsmaßstab 1:1
  • Filterdurchmesser 72mm
  • Gute Lichtstärke

 

  1. Tamron 180mm f3.5 Di LD IF
  • Gut verarbeitet (Kunstoff)
  • Gute Verfügbarkeit (Neu & Gebraucht)
  • Sehr gute Abbildungsleistung
  • Abbildungsmaßstab 1:1
  • Relativ langsamer Autofokus
  • Filterdurchmesser 72mm

Bei den Neupreisen wollte ich eigentlich nach einem günstigen Gebrauchten ausschau halten, da mir 1.500€ einfach zu viel sind. Leider kostet das Nikon AF-D als Gebrauchtversion immernoch so viel wie ein Tamron 180mm neu. Und so sollten es dann das Tamron 180mm und das Sigma 180mm f3.5 unter sich ausmachen. 400€ für eine gebrauchte Linse erschien mir passend. Da die Verfügbarkeit des Sigmas sehr schlecht war entschloss ich mich für das Tamron.

Ca 3 Tage später kam das Tamron dann gut verpackt bei mir an. Das „Unboxing“ war schon etwas aufregend, sowieso weil ich es ja von einem Fremden gebraucht gekauft hatte. Nach der ersten Sichtung und mit Taschenlampe ausleuchten war ich sehr zufrieden, denn ich hatte das Objektiv für einen guten Kurs bekommen. Als ich das Objektiv in den Händen gehalten habe ist mir ein zweiter Ring vorne am Objektiv aufgefallen. Nachdem ich dann dran gedreht hatte, war mir die Funktion klar: Mit diesem Ring kann man einen eingeschraubten Polfilter mit angesetzter Gegenlichtblende drehen – Cooles Feature! 🙂

Um das Tamron zu testen, musste ich noch bis zum Wochenende warten, denn ich wollte früh morgens Schmetterlinge und Falter ablichten. Selbstverständlich hatte ich an diesem Samstag morgen dann auch mein Stativ und Makroschlitten dabei. In meinem „Revier“ angekommen, habe ich dann sofort alles zusammengebaut und mich auf die Suche nach potenziellen Opfern gemacht 😀

Das Handling des Tamrons ist gut, der Fokusring läuft schön weich und präzise. Bei dem Gesamtgewicht meiner Kombi, merkt man auch sofort ob das Stativ was taugt oder nicht. – Mein Fotopro schlägt sich ganz gut muss ich sagen. 😉

Hier seht ihr die Ausbeute meiner ersten Tour mit dem Tamron 180mm.

 

Klar, wie immer gibt es Luft nach Oben, aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden. Die 180mm Brennweite verlangen ein sehr konzentriertes Arbeiten, das ist völlig anders als mit 90mm. Freihand kann ich mir eigentlich nur bei besten Wetter vorstellen, da ich immer ca 1/500 Verschlusszeit benötige. Selbstverständlich kann das Objektiv nicht nur Makros, Landschaftsaufnahmen machen ebenfalls viel Spaß. 🙂

 

Wie sind eure Erfahrungen mit Makroobjektiven bzw. generell mit den “Spezialisten”? Ich denke es führt kein Weg an entsprechenden Investitionen vorbei.

 

 

 

5 thoughts on “(M)ein Makro-Geheimtipp”

  1. Sehr gut lesbar und plausibel erklärt. Seitens Rechtschreibung einfach nochmal von jemanden gegenlesen. Es fehlt das sehr populäre (und für ein Hobby-Fotograf bezahlbare) Canon 100 mm Objektiv. Der Artikel gefällt mir sehr.

    1. Hallo Thomas! Vielen Dank für deinen Beitrag, freue mich immer wenn ich Feedback bekomme! Bzgl. Der Rechtschreibung hast du natürlich recht, ich check es heute Abend nochmal quer. 🙂 bzgl. Des Canon tu ich mich mit meiner Nikon etwas schwer, aber du darfst gern noch deine detaillierteren Eindrücke im Kommentarbereich posten.
      Liebe Grüße

  2. Sehr gut geschrieben.
    Benutze auch das Tamron 90mm alte Version und das 180mm, beides auch mit Zwischenringe.
    Stimme dir zu das die auf dem Markt gut zu bekommen sind und tolle Linsen sind.
    Nachteil wie du schon geschrieben hast ist bei dem 180mm der langsame Focus.

    Gruß Gerd

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